Das Dazwischen

Siedlungsentwicklung nach innen statt weiter enorme Zersiedlung der Landschaft. Dafür steht das revidierte Raumplanungsgesetz (RPG). Innenentwicklung heisst sanieren, umbauen eben entwickeln im Bestand. Damian Jerjan, Direktor von Espace Suisse spricht in diesem Zusammenhang vom «Umgang mit dem Bestand» oder von «Umbaukultur».

Siedlungsentwicklung nach innen ist Wirtschaftsförderung.

Für Verantwortliche von Altstadthäusern und anderen Altbauten bedeutet dies vor allem «Sanierungskultur». Indem wir für eine adäquate und nachhaltige Nutzung der Altstadthäuser auch als Wohnraum einstehen und Verantwortung für Er- und Unterhalt sowie für Sanierungen und die Weiterentwicklung übernehmen, bringen wir die Anforderungen unserer Zeit in die Altstadt. Angesichts der Komplexität der Gebäude im Bestand, der Vorgaben zur Verdichtung und der Herausforderungen unserer Gegenwart (Dekarbonisierung, Ressourcenschonung, Denkmalschutz, Brandschutz) ist dies nachhaltig robuste Wirtschaftsförderung durch Umbau- und Sanierungsaufträge. Aber auch durch die Anfrage, nach neuen Wegen, Technologien und Entwicklungen beispielsweise im Heizungssektor.

Durch die Vorgaben der Innenentwicklung, Umbauten und Sanierungen im Bestand vorzunehmen heisst verdichten. Dichter muss aber nicht einengend heissen. Lebensqualität wird wesentlich auch durch die öffentlichen Räume und Grünflächen beeinflusst – dem «Dazwischen». Im Raum nämlich zwischen dem Bebauten einer Stadt finden Begegnungen statt. Deshalb trägt das Dazwischen entscheidend zur Qualität eines Ortes bei. Schliesslich geht es im Dazwischen auch um Geborgenheit. In einem funktionierenden Ökosystem fühlt sich der Mensch wohler, Klimaanpassung und Klimaschutz sind einfacher anzugehen. Bäume beispielsweise spenden Schatten, reduzieren die Wärmebelastung und bieten Raum für andere Pflanzen und für Tiere.

Gute PolitikerInnen bauen auf Partizipation

Gute Politik lässt eine Baukultur zu, die das Partizipieren der Bevölkerung, der Anwohnenden und Hausverantwortlichen sicherstellt. Denn Innenentwicklung von hoher Qualität ist nicht Expertinnen und Experten vorbehalten. Jede und jeder kann die Qualität des «Dazwischen» beurteilen. Ist sie hoch, fühlt man sich wohl. Wohlfühlen im «Dazwischen» einer Kleinstadt heisst beispielsweise, sich gerne auf einem Platz aufzuhalten, weil er den Raum bietet, Kinder bedenkenlos spielen zu lassen und der Langsamverkehr intelligent geleitet wird.

Vgl.: Damian Jerjen, «Von qualitätvoller Innenentwicklung und hoher Baukultur», EspaceSuisse/Inforaum/September 2020